Verwertung der Grasfaserfraktion

Die Faserfraktion stellt in einer Grünen Bioraffinerie mengenmäßig den größten Stoffstrom dar. Daher wird die Gesamtwirtschaftlichkeit einer solchen Anlage wesentlich vom Beitrag der Grasfaserverwertung abhängen. Im Rahmen des Teilprojekts "Verwertung der Grasfaserfraktion" wurde neben der Recherche von Verwertungsmöglichkeiten eine Systematik zur Charakterisierung der Grasfasern entwickelt.

Ausgangspunkt war die eingehende Recherche von Produkten bzw. Produktprototypen, die Gras oder grasähnliche Pflanzenfasern als wesentliche Rohstoffkomponenten verwenden. Dabei haben sich folgende theoretischen Verwertungsmöglichkeiten ergeben:

  • Dämmstoffe (Platten, Matten, Vliese, Stränge, Einblasdämmstoffe)
  • Platten (Span-, Faser-, MDF-, Feuerfestplatten)
  • Materialien für den Garten- & Landschaftsbau (Begrünungs-, Erosionsschutz-, Mulch- und Pflanzensubstratmatten, Torfersatz, Erdmischungen, Anzucht- und Kulturgefäße für Pflanzen)
  • Faserverstärkte Verbundwerkstoffe (z.B. BioComposites, Formpressteile für Automobilindustrie)
  • Verpackungsmaterialien (z.B. Formteile aus Faserguss, Papierschaum)
  • Zuschlagstoff in diversen Bauprodukten (z.B. Ziegel, Putze, Mörtel, Spachtelmassen)
  • Gipsfaserplatten
  • Papier- & Zellstoff (Pulping aus Einjahrespflanzen)
  • Bioenergie (Brennstoffpellets, Biogas)
  • Futtermittel (Pellets)

Für die folgenden Produktgruppen scheint der Einsatz von Grasfasern prinzipiell machbar und auch sinnvoll:

Materialien im Garten- und Landschaftsbau aus Grasfasern

Im gewerblichen Gartenbau sowie im Landschaftsbau sind eine Reihe von Produkten im Einsatz, bei denen grundsätzlich Grasfasermaterialien eine wesentliche Rohstoffkomponente darstellen könnten, z.B. Pflanzentöpfe, Mulchmatten, Begrünungs- und Erosionsschutzmatten, Torfersatzprodukte etc. Vor diesem Hintergrund wurden Prototypen von Mulchmatten und Pflanzentöpfen aus Grasfasern hergestellt. Für diese Prototypen wurden mehrere Grasarten (Knaulgras, Kleegras, Luzerne) mit unterschiedlichen Vorbehandlungsstufen getestet. Weiters kamen organische und anorganische Bindemittel zum Einsatz. Die Versuche haben gezeigt, dass die Herstellung von Mulchmatten und Pflanztöpfen prinzipiell machbar ist.

Futtermittelpellets aus abgepressten Grasfasern und Fütterungsversuche

Zunächst wurden Grundlagenversuche zur Pelletierung des Presskuchens verschiedener Grasarten (Kleegras, Luzerne) mit unterschiedlichen Vorbehandlungsstufen erfolgreich abgeschlossen. Danach wurden unter Verwendung der zuvor pelletierten abgepressten Grasfaserproben (Kleegras, Luzerne) an Meerschweinchen und Chinchillas Fütterungsversuche durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die getesteten Grasfaserpellets (Kleegras-siliert, Luzerne-grün) sowohl als Rauhfutter in der Heimtierernährung geeignet sind als auch als Rauhfutterkomponente zur Herstellung von Alleinfuttermitteln für Meerschweinchen, Kaninchen und andere Nagetiere.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten müssen noch näher untersucht bzw. weiterentwickelt werden, um bestehende Probleme wie die Geruchsentwicklung zu lösen - so bspw. die Verwertung als Dämmstoffplatten:

Dazu wurden mehrere Serien von Grasfaserprobeplatten hergestellt und charakterisiert. Die Herstellung der Probeplatten erfolgte unter Verwendung unterschiedlicher Grasarten (Knaulgras, Kleegras, Ryegras, Weizengras und Luzerne) mit unterschiedlichen Vorbehandlungsstufen. Als Bindemittel wurden anorganische und organische Stoffe verwendet.

Hinsichtlich Rohdichte, Druckspannung sowie Wärme- und Schalldämmwirkung könnten Dämmstoffplatten aus Grasfasern durchaus mit den im Mitbewerb stehenden Holzwolleleichtplatten (HWL) konkurrieren. Hinsichtlich Biegefestigkeit und Wasserbeständigkeit jedoch wurden für die untersuchten Grasplatten keine befriedigenden Werte gefunden. Hier stellt allerdings die Geruchsentwicklung ein noch zu lösendes Problem dar.