Entwicklung eines baubiologisch hochwertigen Wärmedämmverbundsystems auf Basis von Schilf

Für die Außendämmung wurden Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) entwickelt, die Schilfrohr als Dämmstoff enthalten. Auch für die Innendämmung wurden Dämmsysteme auf Basis von Schilf (mit optionaler Wandheizung) entwickelt. Ein Sanierungskonzept für die Anwendung eines Schilf-Wärmedämmsystems an einem Altbau wurde erstellt.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Das Ziel von Wärmedämm-Verbundsystemen ist es, den Heizbedarf zu senken und damit sowohl Kosten einzusparen als auch klimaschädliche Emissionen zu verringern. Emissionen entstehen jedoch nicht nur durch Heizen, sondern auch durch die energieaufwändige Herstellung und Entsorgung von Dämmstoffen, die auf fossilen Ressourcen oder synthetischen Grundstoffen basieren. Gerade an diesem Punkt können Alternativen entwickelt werden, und zwar durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, die über ihren gesamten Lebens- und Nutzungszyklus CO2 speichern, statt es freizusetzen.

Ausgehend von diesen Überlegungen wurden im Projekt Wärmedämm-Verbundsysteme entwickelt, die auf dem nachwachsenden Rohstoff Schilf basieren. Als Dämmstoff wird Schilf derzeit vor allem in Form von Schilfrohrplatten verwendet, die aber durch ihre Drahtbindung Mängel in Bezug auf Bearbeitbarkeit und bauphysikalische Eigenschaften aufweisen. Als Alternative wurden daher Versuche zur Herstellung von Schilfrohrplatten mit Bindemitteln durchgeführt. Das Ergebnis sind Prototypen einer mit aufgeschäumtem Thermoplast gebundenen Platte, die wesentliche Verbesserungen hinsichtlich Herstellungsaufwand und Bearbeitbarkeit zeigt. Als weiteres Ergebnis zeigte sich in der Ermittlung von Materialkennwerten die Möglichkeit, gehäckseltes Schilf als Dämmstoff zu verwenden.

Diese beiden Varianten wurden anhand von Musterwandversuchen genauer analysiert. Dafür wurden zwei Befestigungsmöglichkeiten – Verdübelung von thermoplastgebundenen Schilfrohrplatten sowie Holzständer /Stegträgersysteme mit losem Schilf – in praktischen Tests und mittels bauphysikalischer Berechnungen auf Dämmwirkung, Arbeitsaufwand und weitere relevante Eigenschaften untersucht. Dabei zeigte sich, dass mit der Variante „Stegträgersystem mit losem Schilf“ Niedrigenergiehaus- bzw. Passivhaus-Standard erreicht werden kann, während sich die Verdübelung von Schilfrohrplatten vor allem für die nachträgliche Sanierung von Altbauten eignet. Auch ein System für den Einsatz von Schilfrohrplatten im lasttragenden Strohballenbau wurde getestet und bewertet. Für die Abschlussbeschichtung der Wärmedämm-Verbundsysteme wurden Kalkputzvarianten detailliert auf feuchtigkeitsspezifische und thermische Eigenschaften untersucht und verglichen, sodass am Ende Empfehlungen für spezifische Anwendungsfälle gemacht werden können. Technische Detaillösungen für problematische Bereiche, wie z. B. Giebel oder Sockel, wurden ebenfalls entwickelt.

Die Innendämmung, die z. B. für denkmalgeschützte Gebäude eine Option ist, stellt besondere Anforderungen an Wärmedämmsysteme, vor allem hinsichtlich Feuchteverhalten. Aufbauend auf diesen Anforderungen wurden im Projekt Gesamtlösungen entwickelt, die diffusionsoffene Schilfplatten mit Kalkputz und optional einem Wandheizsystem integrieren. Damit sind vorgefertigte Elemente für den Trockenausbau möglich.

Schließlich wurden die gesamten Entwicklungsergebnisse genutzt, um für einen ausgewählten Anwendungsfall ein Sanierungskonzept zu erstellen. In diesem werden die verschiedenen Dämmvarianten speziell an die vorhandene Bausubstanz angepasst und bewertet, sodass am Ende konkrete, umsetzbare Vorschläge für die Sanierung des Gebäudes stehen.

Publikationen

Entwicklung eines baubiologisch hochwertigen Wärmedämmverbundsystems auf Basis von Schilf

Schriftenreihe 59/2012 R. Wimmer, Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 268 Seiten

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Projektbeteiligte

Projektleiter

Dr. Robert Wimmer
GrAT - Gruppe Angepasste Technologie

Projektmitarbeiter

  • Rudolf Bintinger, Mag. (FH)
  • Sören Eikemeier, DI (FH)
  • DI Stefan Prokupek
  • Magdalena Burghardt, MA

Projekt- und Kooperationspartner

  • BIA Bau Innovation Alternativ GmbH
  • Bau-Natürlich OEG, Schmidt & Rosman
  • Schilfgewinnung Sumalowitsch
  • SERA Lizenzen GmbH
  • Häuser in Wolle Reichel & Naar Ges.n.b.R.
  • Österr. Institut für Baubiologie und - ökologie GmbH
  • Dr. Heinrich Bruckner
    TU Wien, Institut für Hochbau und Technologie, Baustofflehre, Werkstofftechnologie und Brandsicherheit
  • Thomas Zöllner
    Nordson Deutschland GmbH

Wir danken den folgenden Unternehmen für Ihre Unterstützung im Rahmen des Projekts:

  • Graphisoft Deutschland GmbH
  • Henkel Central Eastern Europe GesmbH
  • Hiss Reet Schilfrohrhandel GmbH
  • WEM Wandheizung GmbH
  • REHAU GesmbH
  • Lignotrend Produktions GmbH
  • STEICO AG
  • Zehentmayer Software GesmbH

Kontaktadresse

GrAT - Gruppe Angepasste Technologie
Dr. Robert Wimmer
Wiedner Hauptstraße 8-10
1040 Wien
E-Mail: rw@grat.at
Tel.: +43 (1) 5880149523
Fax: +43 (1) 5880149533
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